Wunder von Kolbermoor: Wie sich der SV-DJK nach dem Streit vor zwei Jahren neu erfunden hat 

 Vor zwei Jahren wäre der SV-DJK Kolbermoor fast zerbrochen. Jetzt ist der mit 3200 Mitgliedern größte Sportverein im Landkreis Rosenheim stärker denn je. Wie das „Wunder von Kolbermoor“ gelungen ist. 

Ein Symbol für Stabilität und Aufbruch zugleich ist der neue Vorstand des SV-DJK Kolbermoor: (von links) Oliver Nickel, Thomas Wauer, Sabine Balletshofer-Wimmer, Karin Maier, Marion Krattenmacher, Franz Christange und Schriftführerin Silke Engl.

Kolbermoor – Nur wenige werden sich noch daran erinnern, doch es ist kaum zwei Jahre her: Nach Streitigkeiten im SV-DJK Kolbermoor musste der Verein wieder geeint werden. Im Oktober 2021 läuteten Neuwahlen den Neustart ein. Ein Vereinscoach gab damals Tipps, wie Risse gekittet werden und der Verein wieder ins richtige Fahrwasser kommt. Wie seitdem Ruhe eingekehrt ist und woher die 

Aufbruchstimmung rührt, beschreibt Vorstandssprecherin Sabine Balletshofer-Wimmer im OVB-Interview. 

Frau Balletshofer-Wimmer, Sie sind jetzt seit zwei Jahren Vorstandssprecherin. Wie würden Sie das neue Fahrwasser des Vereins beschreiben? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Wir sind ein gutes Team und haben viele engagierte Menschen ins Boot geholt, die für die Entwicklung des SV-DJK Kolbermoor Verantwortung übernehmen wollen – circa 200 Ehrenamtliche, also Abteilungsleiter, Übungsleiter und Helfer des Vereins. Mit aktuell circa 3200 Sportlern haben wir inzwischen auch wieder den Vor-Corona-Mitgliederstand erreicht. 

Es waren vor allem die Fußballer, die sich vor zwei Jahren vernachlässigt fühlten. Warum eigentlich? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Die Situation der Abteilung ist wirklich sehr schwierig. Den Fußballern fehlt ein Vereinsraum, sie leben seit Jahren mit Notlösungen. Es wurde kurzzeitig über ein Blockhaus nachgedacht, aber das wäre auch wieder nur eine Übergangslösung gewesen. Mit Unterstützung des Bürgermeisters und des Stadtrates konnten wir nun die Weichen für eine nachhaltige Lösung stellen: für einen Neubau mit Umkleidekabinen, Sanitäranlagen und Funktionsräumen an der Turneralm. Das war wirklich dringlich. Ende November schauen wir uns bei anderen Sportvereinen einige Lösungen an und denken, dass die konkreten Planungen im Frühjahr beginnen. Der Neubau sollte Anfang 2026 fertig sein. Bis dahin werden die Fußballer den Bestand für eine Zwischenlösung in Eigenleistung umgestalten. 

Der Stadtrat hat ein klares Bekenntnis zum Sportverein abgegeben. Wie steht es um die Vorhaben? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Den unterzeichneten Pachtvertrag für das BMX-Gelände an der Aiblinger Straße hatten wir postwendend im Briefkasten. Damit können die Planungen starten. Die zusätzliche Öffnung der Sporthallen in den Ferien beginnt mit den Faschingsferien. Der Parkplatz auf dem städtischen Grundstück im Bereich von Aiblinger und Rudolf-Hausenblas-Straße wird sofort hergerichtet. Die Sanierungen an der Turneralm und am Vereinsheim am Huberberg laufen. Auch für die Parksituation am Huberberg arbeiten wir gerade an einer Lösung. 

Wie kann der Verein all diese Projekte finanziell stemmen? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Das eindeutige Votum der Stadtrates für die dauerhafte Sicherung der Sportanlage „Turneralm“ und der Beschluss, künftige Projekte auch finanziell zu unterstützen, war für die Zukunft unseres Vereins ein wichtiges Signal. Neben den Mitgliedsbeiträgen sind wir bei allen Projekten sehr stark auf die Unterstützung von Sponsoren und auf Zuschüsse angewiesen. Unsere Geschäftsführerin Karin Maier kennt sich in der sportlichen Förderlandschaft sehr gut aus. Bei all den anstehenden Projekten werden wir sie in der Geschäftsführung jetzt stärker unterstützen, damit sie sich auf die neuen Projekte konzentrieren kann. Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Stadt uns bei der Sanierung der Turneralm jetzt mit circa 50.000 Euro finanziell unterstützt und auch den Parkplatz herrichtet. 

Ein ganz besonderes neues Projekt ist auch die Kindersportschule „Kids Aktiv Club“. Wie lange schlummerte die Idee eigentlich schon in der Schublade? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Die Idee und das Konzept von Sepp Grabmair haben wir innerhalb weniger Monate umgesetzt. Er war als Trainer ja schon bei den Kolbermoorer Fußballern aktiv. Auch wenn in den verschiedenen Sparten unseres Vereins zu diesem Zeitpunkt schon etwa 1200 Kinder und Jugendliche trainierten, standen trotzdem etwa 200 weitere Kinder auf der Warteliste. Das brannte uns allen auf der Seele. Wir hatten gerade den neuen Bewegungsraum in der Turneralm fertiggestellt. Im März wurde das Projekt den Familien vorgestellt. Am 17. April ging der Kids Aktiv Club mit etwa 170 Anmeldungen an den Start. Inzwischen können wir jedem Kind ein sportliches Angebot machen, fanden die ersten Sommer- und Herbstferiencamps statt. Mit dem Gesundheitsförderprogramm „Pfiffix“ der mhplus-Krankenkasse sind wir seit September an der Adolf-Rasp-Grundschule und bieten dort Gesundheitskurse an. Wir haben den Sportkindergarten vom „Haus der Strolche“ übernommen. Der Kids Aktiv Club ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. 

Sie stehen für den SV-DJK, als Dritte Bürgermeisterin aber auch für die Stadt Kolbermoor. Wie lange sind Sie eigentlich schon ehrenamtlich aktiv? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Oh, das werden jetzt wohl schon an die 35 bis 40 Jahre sein. Ich bin in den Verein hineingewachsen, war Übungsleiterin in der Damengymnastik und im Mutter-Kind-Turnen, auch schon als Geschäftsführerin und im Vorstand aktiv. Im Stadtrat bin ich mit Unterbrechungen nun in der dritten Legislaturperiode. Es macht mir Spaß, mich auf diese Weise sozial zu engagieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. 

Haben Sie ein Erfolgsrezept als Vorstandsvorsitzende? 

Sabine Balletshofer-Wimmer: Mir sind vor allem drei Dinge sehr wichtig: Menschen im persönlichen Gespräch für die ehrenamtliche Arbeit und die Übernahme von Verantwortung zu begeistern. Mit der Stadt eng zusammenzuarbeiten. Projekte in Etappen abzustecken und immer klar zu kommunizieren, wie der aktuelle Stand ist. 

Text: Kathrin Gerlach (OVB)